Es war einmal ein seltsames Wesen, das zurückgezogen in einer Holzhütte in dem kleinen Wäldchen neben dem Dorf Rhina lebte. Keiner der Bewohner von Rhina hatte dieses Wesen je zu Gesicht bekommen. Aber alle Leute wußten, daß es Haa re aus Blättern habe, die Haut aus Baumrinde sei und sich von Wurzeln und Beeren ernähre.
Ein jammerndes Weinen, ein kläglicher Schrei, knacken von Ästen und Zweigen oder laut raschelnde Blätter in Vollmondnächten trieben die Bewohner von Rhina dazu, sich schaurige Geschichten über diesen Walgeist zu erzählen. Deshalb hatte keiner den Mut ach nur einen Schritt in das Wäldchen zu setzen!
Die Auswärtigen hielten diese Geschichte für puren Blödsinn und gingen durch das Wäldchen. Manch einer aber kam dann zitternd vor Angst aus dem Wäldchen gerannt und erzählte, er habe eine schaurige Gestalt aus Holz und Blättern und mit menschlichen Zügen gesehen! Einer behauptete sogar, das dieses Waldwesen ihn wie ein wildes Tier angegriffen hätte!
Die Angst im Dorf wurde immer größer und bald traute sich keiner mehr in den Wald!
Man erzählte sich, daß der Waldgeist nachts auch schon in Rhina gesehen wurde! So kam es, daß mutige Männer sich zusammenschlossen um dieses Wesen aus ihrem Wäldchen zu vertreiben. Mit Sensen, Knüppeln und Mistgabeln zogen sie los um ihn ausfindig zu machen. Sie fanden seine Hütte, die gut getarnt in einem dichten Gestrüpp versteckt war und zündeten sie mit lautem Gebrüll an!!
In Windeseile verbreitete sich die Nachricht, daß sie den Waldgeist verbrannt hätten!
Sie irrten sich jedoch!!!
Bevor die Männer sein friedliches Heim anzündeten, konnte das Waldwesen unerkannt und gut getarnt fliehen! Der Waldgeist machte sich auf einen langen Weg um sein Leben in Ruhe fortzusetzen.
Auf seiner Reise lernte er seinesgleichen kennen, die ebenfalls rastlos umherzogen, da jeder sie fürchtete und niemand sie mochte!
Auch heute noch ziehen sie umher und beklagen ihr trauriges Schicksal von den Menschen verstoßen zu sein und doch in ihrer Welt leben zu müssen!
... und in dem kleinen Dorf Rhina glaubt man immer noch in Vollmondnächten ein jammerndes Weinen, klägliche Schreie, das Knacken von Ästen und Zweigen oder laut raschelnde Blätter aus dem Wäldchen zu hören und fragt sich:
"Gibt es sie noch...?'"